Weitertragen nach pränataler Diagnose – Wege der Liebe, Mut und Begleitung

Manche Liebe bleibt kürzer auf Erden – und dennoch für immer spürbar

Es gibt Entscheidungen im Leben, die kein Mensch je treffen möchte – und doch werden sie aus tiefster Liebe heraus getroffen.
Wenn Eltern erfahren, dass ihr ungeborenes Kind eine schwerwiegende Diagnose hat, stehen sie vor einem kaum vorstellbaren Weg.
Manche entscheiden sich in dieser Situation dafür, ihr Kind weiterzutragen – bewusst, liebevoll, mutig.

Diese Entscheidung verdient Sichtbarkeit, Mitgefühl und Respekt. Denn das Weitertragen ist kein passives Geschehen, sondern ein aktiver Ausdruck von Verbundenheit: das bewusste Begleiten eines kurzen, aber bedeutsamen Lebens.

Ein Baby nach einer pränatalen Diagnose weiterzutragen erfordert viel Mut und eine gute Begleitung

Was bedeutet „Weitertragen“?

„Weitertragen“ beschreibt die Entscheidung, eine Schwangerschaft trotz einer medizinisch auffälligen oder lebensverkürzenden Diagnose fortzusetzen.
Eltern entscheiden sich in diesem Fall, das Kind so lange zu tragen, wie es möglich ist – in Liebe, mit Achtsamkeit, oft begleitet von medizinischen und seelischen Unterstützungsangeboten.

Warum Eltern sich für das Weitertragen entscheiden

Die Gründe sind so individuell wie die Familien selbst:

  • Ethisch oder spirituell – aus dem tiefen Wunsch heraus, dem Kind die Zeit zu schenken, die ihm bleibt.

  • Emotional – weil sich die Verbindung zum Kind stärker anfühlt als die Angst.

  • Selbstbestimmt – weil Eltern das Bedürfnis haben, den Weg und den Abschied aktiv mitzugestalten.

    Keine Motivation ist richtiger oder wertvoller als eine andere. Jede Entscheidung ist einzigartig – und verdient Achtung.

Medizinische und seelische Begleitung beim Weitertragen

Das Weitertragen ist ein emotional wie körperlich anspruchsvoller Weg. Gute Begleitung kann helfen, ihn in Ruhe und Sicherheit zu gehen.

Medizinische Begleitung

Ein enger Austausch mit Fachärzt:innen für Pränatalmedizin, Hebammen und – wenn nötig – Palliativteams für Neugeborene ist zentral.
Sie können Schmerzen lindern, Behandlungsoptionen erläutern und dabei unterstützen, dass das Kind so geborgen wie möglich leben und gehen darf.

Psychosoziale Begleitung

Neben der medizinischen Versorgung ist die seelische Unterstützung entscheidend. Beratungsstellen, Psychotherapeut:innen oder spezialisierte Trauer- und Krisenbegleiter:innen helfen, mit Angst, Trauer und Schuldgefühlen umzugehen.

Das Schwierigste, so beschreiben Betroffene oft, sei das Nicht-Wissen, wann das Kind sich entscheidet, auf die Welt zu kommen. Und nicht zu wissen, wie lange es dann noch leben wird und ob es leiden müsse. Diese Fragen können mit einer sorgsamen Begleitung besprochen werden, siehe Links zu Hilfsangeboten unten.


Auch Selbsthilfegruppen oder Online-Communities können in dieser Zeit wertvolle Verbundenheit schaffen.

„Ich wusste, dass ich mein Kind nicht retten kann. Aber ich konnte es lieben, halten und ihm die Zeit schenken, die es braucht.“
– Sternenmama Julia

Vorbereitung auf Geburt und Abschied

Viele Eltern empfinden es als hilfreich, sich auf die Geburt und den möglichen Abschied bewusst vorzubereiten.

Praktische Hinweise

  • Geburtsplan: Besprich mit deiner Hebamme und dem Krankenhaus, welche Wünsche du hast – etwa wer anwesend sein soll, ob Musik gespielt wird, oder wie du deinem Kind begegnen möchtest.

  • Räumliche Bedingungen: Viele Kliniken bieten spezielle Kreißsäle oder Räume für Eltern, die ihr Kind still gebären oder verabschieden möchten.

  • Nach der Geburt: Du hast das Recht, dein Kind zu sehen, zu halten und in deinem Tempo Abschied zu nehmen.

Rituale und Erinnerungen

Rituale helfen, das Erlebte zu fassen.

  • Fotos oder Handabdrücke können kostbare Erinnerungen sein.

  • Eine kleine Feier, ein Lied, ein Brief oder eine Tauf- oder Segnungszeremonie können dem Moment Bedeutung verleihen.

  • Auch das gemeinsame Halten, Singen oder Beten schafft Nähe und Frieden.

Organisationen wie Dein Sternenkind, Sternenkindfotografie oder Weitertragen e.V. unterstützen Eltern kostenlos mit liebevoller Erinnerungsfotografie und praktischer Hilfe.

Unterstützungsnetzwerke und Erfahrungen anderer Eltern

Niemand sollte diesen Weg allein gehen müssen.
Es gibt inzwischen ein wachsendes Netzwerk von Eltern, die selbst weitergetragen haben und anderen Mut machen:

Der Austausch mit anderen, die Ähnliches erlebt haben, kann ein tiefes Gefühl von Verständnis schenken.

„Ich habe verstanden, dass Weitertragen kein Aufgeben ist, sondern ein bewusstes Annehmen – mit offenem Herzen und offenem Schmerz.“
– Erfahrungsbericht aus der Community

Selbstfürsorge und Begleitung danach

Nach der Geburt – egal, wie sie verläuft – beginnt eine neue Phase: die Zeit des Trauerns und Heilens. Nimm Dir die Zeit, hole Dir Hilfe durch eine Trauerbegleitung oder Psycholog:in.

Körperliche Heilung

Der Körper braucht Ruhe, medizinische Nachsorge und liebevolle Pflege. Hebammen können weiterhin begleiten, auch nach dem Verlust.

Emotionale Heilung

Trauer verläuft nicht linear. Es gibt Tage, an denen sich alles schwer anfühlt – und Momente, in denen erste Lichtblicke spürbar werden.
Achtsamkeit, Gespräche, Kreativität oder kleine Rituale können helfen, den eigenen Weg zu finden.

Viele Eltern empfinden es als tröstlich, Erinnerung aktiv zu gestalten – etwa mit einer Gedenkbox, einem Schmuckstück oder einer Kerze, die an das Kind erinnert.


FAQ – Häufige Fragen

Wer unterstützt mich beim Weitertragen?
Spezialisierte Beratungsstellen, Hebammen mit Erfahrung in palliativer Begleitung, Vereine wie Weitertragen e.V. und Trauerbegleiter:innen für Schwangerschaftsverlust.

Wie kann ich mich vorbereiten?
Schreib auf, was dir wichtig ist: wer dabei sein soll, welche Musik oder Worte dich begleiten. Sprich deine Wünsche offen im Krankenhaus an.

Was passiert mit meinem Kind nach der Geburt?
Du entscheidest, wie du Abschied nehmen möchtest. Du darfst dein Kind sehen, halten, taufen oder segnen lassen. Auch eine Bestattung – privat oder begleitet – ist möglich. Krankenhäuser und Bestatter helfen bei der Organisation.

Wenn du dich für das Weitertragen entschieden hast

Du gehst diesen Weg nicht allein.
In unserer Community findest du Halt, Verständnis und Menschen, die wissen, wie sich dieser Weg anfühlt.

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