Ein auffälliger pränataler Befund – und plötzlich steht die Welt still

Ein Moment, ein Satz, ein Blick im Ultraschall – und alles ist anders.
Viele Eltern erleben die Mitteilung eines auffälligen pränataldiagnostischen Befunds wie einen Schock. Die Zeit scheint stillzustehen, Gedanken rasen: Was bedeutet das? Wird mein Kind krank sein? Habe ich etwas falsch gemacht?

Wenn du dich in dieser Situation befindest, bist du nicht allein. Es ist völlig normal, dass sich Angst, Ohnmacht und Hoffnung abwechseln. In dieser Phase geht es nicht darum, sofort Entscheidungen zu treffen – sondern erst einmal zu verstehen, was der Befund wirklich bedeutet und welche Schritte jetzt hilfreich sind.

Und plötzlich steht die Welt still - eine Auffälligkeit in der Pränataldiagnostik ist ein Schock für werdende Eltern

Was bedeutet ein „auffälliger Befund“ überhaupt?

Ein auffälliger Befund bedeutet zunächst, dass bei einer Untersuchung etwas außerhalb der Norm festgestellt wurde. Das kann sehr unterschiedliche Ursachen haben:

  • ein Messwert liegt über oder unter dem Durchschnitt,

  • eine Auffälligkeit wurde im Ultraschall gesehen,

  • ein genetischer Test hat eine Abweichung gezeigt.

Wichtig zu wissen: Ein auffälliger Befund heißt nicht automatisch, dass dein Kind tatsächlich erkrankt ist. Oft handelt es sich um Hinweise oder Verdachtsmomente, die weiter abgeklärt werden müssen.


Verdacht oder Diagnose – wo liegt der Unterschied?

Die Pränataldiagnostik arbeitet in vielen Fällen mit Wahrscheinlichkeiten.
Ein auffälliger Befund bedeutet häufig zunächst einen Verdacht – keine gesicherte Diagnose. Erst durch weiterführende Untersuchungen, z. B. Feindiagnostik, Bluttests oder invasive Verfahren (wie Amniozentese), kann Klarheit gewonnen werden.

Manchmal bestätigt sich der Verdacht. In anderen Fällen zeigt sich: Das Kind ist gesund.
Diese Ungewissheit auszuhalten, ist eine der größten emotionalen Herausforderungen für werdende Eltern.


Medizinische Grenzen der Pränataldiagnostik

So wertvoll moderne Untersuchungen sind – sie haben ihre Grenzen.
Selbst genetische Tests können nicht alles voraussagen. Viele Befunde bleiben unklar oder betreffen mögliche Risiken, nicht sichere Erkrankungen.
Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit – weder in die eine noch in die andere Richtung.

Dieses Wissen kann helfen, den Druck zu verringern: Du darfst zweifeln, Fragen stellen und dir Zeit nehmen, bevor du eine Entscheidung triffst.


Die nächsten Schritte nach einem auffälligen Befund

Wenn dir ein auffälliger Befund mitgeteilt wurde, kann es hilfreich sein, die nächsten Schritte strukturiert anzugehen:

  1. Fachärztliche Abklärung
    Lass dich an eine spezialisierte Praxis für Feindiagnostik oder Humangenetik überweisen. Dort kann die Auffälligkeit überprüft und genauer eingeordnet werden.

  2. Beratungsgespräche
    Kostenfreie und ergebnisoffene Gespräche bei Schwangerschafts- oder psychosozialen Beratungsstellen (z. B. donum vitae, Pro Familia, Caritas) können dir helfen, deine Gedanken zu sortieren.

  3. Begleitung suchen
    Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Psychologische Fachkräfte, Hebammen oder spezialisierte Trauerbegleiter:innen können dich unterstützen – egal, wohin dein Weg führt.

Zwischen Angst, Schuld und Liebe – was in dir vorgeht

Nach einem auffälligen Befund sind Gefühle oft widersprüchlich: Angst, Verzweiflung, Schuldgefühle, Liebe, Hoffnung.
Alles darf da sein. Nichts davon ist falsch.

Manche Eltern ziehen sich zurück, andere brauchen Austausch. Einige wollen sofort handeln, andere fühlen sich gelähmt.
Erlaube dir, nichts zu müssen. Du darfst atmen, weinen, fragen, warten.

Erste Selbsthilfeschritte

  • Hol tief Luft. Es klingt banal – aber Atmung hilft, den Körper aus dem Schockzustand zu holen.

  • Sprich mit jemandem, der dir zuhört, ohne zu werten.

  • Vermeide vorschnelle Recherchen im Internet, sie können überfordern.

  • Such dir eine Begleitung, die dich emotional und fachlich stützt.


Entscheidungsräume verstehen: Weitertragen oder Abbruch

Manchmal steht nach den weiteren Untersuchungen eine schwerwiegende Diagnose im Raum.
Eltern stehen dann vor einer der schwierigsten Entscheidungen ihres Lebens: das Kind weitertragen oder die Schwangerschaft beenden.

Beide Wege sind mit Schmerz verbunden – und beide verdienen Respekt.
Es gibt keine richtige oder falsche Entscheidung, sondern nur die, die in deiner individuellen Situation stimmig ist.

Nimm dir Zeit, sprich mit Fachärzt:innen, Beratungsstellen, Seelsorger:innen oder Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Viele Eltern berichten, dass es hilft, die Entscheidung bewusst und begleitet zu treffen – egal in welche Richtung sie führt.

Hilfreiche Anlaufstellen:

Wie kann Begleitung aussehen?

Viele Eltern finden Halt in einer Trauer- oder Krisenbegleitung, selbst wenn sie noch mitten in der Schwangerschaft stehen.
Auch Hebammen, psychologische Fachkräfte oder Trauerbegleiter:innen mit Erfahrung in Pränataldiagnostik können helfen, wieder Boden unter den Füßen zu spüren.

„Ich dachte, ich halte das nicht aus – bis ich gemerkt habe, dass ich es nicht allein halten muss.“
– Erfahrungsbericht einer Sternenmama


FAQ – Häufige Fragen

Wie häufig sind auffällige Befunde?
Etwa 5–10 % aller pränatalen Untersuchungen zeigen zunächst eine Auffälligkeit. In vielen Fällen stellt sich später heraus, dass das Kind gesund ist.

Was bedeutet „falsch positiv“?
Ein „falsch positiver“ Befund liegt vor, wenn ein Test eine Auffälligkeit anzeigt, die sich später nicht bestätigt. Das ist bei nicht-invasiven Tests (NIPT) durchaus möglich.

Kann ich mir Zeit für die Entscheidung nehmen?
Ja. Du hast das Recht, dich in Ruhe zu informieren und beraten zu lassen. Niemand darf dich zu einer Entscheidung drängen – weder medizinisch noch emotional.

Wenn du dich gerade in dieser Situation befindest

Du bist nicht allein.
Hier findest du Begleitung, Verständnis und Raum für deine Geschichte.

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