Medizinisch notwendiger Schwangerschaftsabbruch – rechtliche & emotionale Begleitung
Kein Weg ist schwerer, als den zu gehen, den man sich nie gewünscht hat
Es gibt Momente, die das Leben für immer verändern. Wenn Ärzt:innen mitteilen, dass eine Schwangerschaft aus medizinischen Gründen nicht fortgeführt werden kann, bricht für viele Eltern eine Welt zusammen.
Der medizinisch notwendige Schwangerschaftsabbruch ist kein „Entscheiden gegen ein Kind“ – sondern oft ein Akt der Liebe, des Schutzes und der Verantwortung.
In dieser Ausnahmesituation ist es wichtig, verständliche Informationen, rechtliche Klarheit und emotionale Begleitung zu erhalten.
Eine Entscheidung bei medizinischer Indikation zu treffen ist ein schwerer Weg, den Eltern nicht alleine gehen müssen
Wann gilt ein Abbruch als medizinisch notwendig?
Ein medizinisch indizierter Schwangerschaftsabbruch liegt vor, wenn eine Fortsetzung der Schwangerschaft das Leben oder die körperliche bzw. seelische Gesundheit der Schwangeren ernsthaft gefährden würde – oder wenn bei dem ungeborenen Kind eine schwerwiegende, nicht lebensfähige Erkrankung festgestellt wurde.
Die ärztliche Beurteilung erfolgt nach intensiver Diagnostik und Beratung. Ziel ist nicht, Leben zu beenden, sondern Leid zu verhindern – bei Mutter und Kind.
Wichtig: auch, wenn die medizinische Indikation vorliegt, kann sich gegen einen Abbruch der Schwangerschaft entschieden werden - es liegt im Ermessen der Eltern.Beratungsstellen unterstützen bei der Entscheidung für oder gegen ein “Weitertragen”.
Der rechtliche Rahmen: § 218a StGB
In Deutschland regelt § 218a des Strafgesetzbuches die rechtlichen Bedingungen, unter denen ein Schwangerschaftsabbruch nicht strafbar ist.
§ 218a Abs. 2 StGB – Medizinische Indikation:
Ein Abbruch ist zulässig, wenn nach ärztlicher Erkenntnis eine Gefahr für das Leben oder die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren besteht.
§ 218a Abs. 3 StGB – Kriminologische Indikation:
Ein Abbruch ist ebenfalls erlaubt, wenn die Schwangerschaft Folge einer Straftat (z. B. Vergewaltigung) ist.
Ein medizinisch indizierter Abbruch kann – anders als ein regulärer Abbruch – auch nach der 12. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden, sofern die Indikation vorliegt und eine ärztliche Bescheinigung ausgestellt wurde.
Wie läuft ein medizinisch indizierter Abbruch ab?
Jede Situation ist individuell – der Ablauf richtet sich nach dem Schwangerschaftszeitpunkt, der medizinischen Situation und den Wünschen der Eltern.
1. Ärztliche Aufklärung und Indikation
Vor dem Eingriff erfolgt ein ausführliches Gespräch mit Fachärzt:innen. Dabei werden die medizinischen Befunde, Risiken, rechtlichen Rahmenbedingungen und psychischen Belastungen besprochen.
2. Beratungsangebote
Auch bei medizinischer Indikation besteht das Recht auf eine psychosoziale Beratung. Viele Eltern empfinden sie als hilfreich, um Gefühle, Ängste und Schuldfragen zu sortieren.
→ Beratungsstellen wie donum vitae, Pro Familia, Caritas oder Frauen helfen Frauen bieten vertrauliche Gespräche an.
3. Medizinische Verfahren
Abhängig vom Schwangerschaftsalter wird der Abbruch entweder medikamentös (bis ca. 14. SSW) oder durch eine Einleitung der Geburt durchgeführt.
Bei späteren Eingriffen begleitet häufig eine Hebamme die Geburt, damit Eltern ihr Kind sehen und sich verabschieden können.
Emotionale und psychische Begleitung
Ein medizinischer Abbruch hinterlässt nicht nur körperliche Spuren – er berührt das Innerste.
Viele Eltern erleben widersprüchliche Gefühle: Erleichterung, Trauer, Schuld, Leere, Wut oder Scham.
Diese Gefühle sind normal und menschlich.
Nichts daran ist „falsch“. Die Trauer nach einem Abbruch ist ebenso real und berechtigt wie jede andere Form des Verlusts.
Trauer nach dem Abbruch
Trauerprozesse verlaufen individuell. Manchmal zeigt sie sich sofort, manchmal erst Wochen oder Monate später.
Trauerbegleitung, therapeutische Gespräche oder der Austausch in Selbsthilfegruppen können helfen, Worte für das Unsagbare zu finden.
„Ich habe gelernt, dass Trauer und Entscheidung sich nicht ausschließen. Ich durfte traurig sein – und trotzdem wissen, dass ich richtig gehandelt habe.“
– Erfahrungsbericht einer betroffenen Mutter
Nachsorge und Erinnerung
Nach dem Eingriff oder der Geburt beginnt eine Phase der körperlichen und emotionalen Heilung.
Neben medizinischer Nachsorge (z. B. durch die betreuende Ärztin oder Hebamme) ist es ebenso wichtig, seelisch begleitet zu werden.
Abschied nehmen dürfen
Viele Eltern empfinden es als heilsam, bewusst Abschied zu nehmen – auch bei einem medizinisch notwendigen Abbruch.
Das kann bedeuten:
das Kind zu sehen oder zu halten,
einen Namen zu geben,
ein Foto, einen Abdruck oder eine Locke aufzubewahren,
eine Kerze oder ein Symbol zu gestalten.
Erinnerungsfotografie, wie sie etwa Dein Sternenkind oder Sternenkindfotografie Deutschland anbieten, kann helfen, den Moment des Lebens sichtbar zu bewahren – still, würdevoll, liebevoll.
Rituale und Symbole
Auch kleine Rituale wirken unterstützend: ein Brief, eine Pflanze, eine Gedenkfeier oder eine persönliche Zeremonie.
Diese Gesten schaffen Verbindung und geben der Trauer Form und Richtung.
Unterstützung finden
Es gibt vielfältige Stellen, die Eltern in dieser Situation unterstützen:
donum vitae – Schwangerschafts- und Konfliktberatung
Bethanien Sternenkinder Stiftung - Beratung bei allen Fragen rund um kritische Schwangerschaften und Sternenkinder
Verwaiste Eltern und Geschwister in Deutschland e. V. – Begleitung nach Fehlgeburt und Totgeburt
Aeternitas e. V. – Informationen zu Bestattung und Trauerkultur
Sternenkind Erinnerung Community – Austausch, Verständnis und digitale Begleitung
FAQ – Häufige Fragen
Wie wird eine medizinische Indikation festgestellt?
Eine Ärztin oder ein Arzt stellt nach sorgfältiger Untersuchung und Dokumentation fest, dass eine Gefahr für Leben oder Gesundheit besteht. Diese Einschätzung wird schriftlich bescheinigt.
Muss ich bestimmte Fristen einhalten?
Nein. Bei medizinischer Indikation ist der Abbruch zeitlich nicht begrenzt, er kann auch nach der 12. SSW erfolgen, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind.
Wie kann ich mit meiner Entscheidung Frieden schließen?
Frieden entsteht nicht über Nacht. Er wächst mit dem Erlauben von Trauer, dem Sprechen über das Erlebte und der liebevollen Erinnerung an das Kind. Begleitung kann diesen Prozess erleichtern – niemand muss ihn allein gehen.
Wenn du diesen Weg gehen musstest
Deine Trauer hat Raum und Bedeutung.
Du darfst fühlen, erinnern, erzählen – in deinem eigenen Tempo.
🌿 Lass uns dich ein Stück begleiten – mit Wissen, Mitgefühl und Hoffnung.

