Erfahrungsbericht einer Sternenmama: Mein Weg zurück ins Leben

Ich heiße Petra, bin 45 Jahre alt, und vor 13 Jahren kam mein Sohn Matteo still zur Welt.


Es hat lange gedauert, bis ich diese Worte aussprechen konnte, ohne dass sie mir den Boden unter den Füßen wegziehen.
Heute weiß ich: Ich habe viele Jahre lang nicht gelebt, sondern funktioniert. Erst, als ich mir erlaubte, zu trauern, begann mein eigentliches Leben.

Dies ist meine Geschichte – ein Weg durch Dunkelheit, Schuld, Mut und Neubeginn.

Petra schaffte es, nach 10 Jahren endlich ihre Trauer zu verarbeiten

1. Der Verlust

Es war der 18. Mai. Ich war in der 35. Schwangerschaftswoche, als ich plötzlich spürte, dass etwas nicht stimmt. Keine Bewegung mehr, keine Reaktion. Im Krankenhaus dann die Worte, die sich für immer eingebrannt haben:
„Es tut uns leid. Wir finden keinen Herzschlag mehr.“

Matteo kam am nächsten Tag still zur Welt. Er war perfekt. Dunkle Haare, zarte Finger, ein friedliches Gesicht. Ich hielt ihn nur kurz, weil ich es nicht aushalten konnte.
Ich dachte: Wenn ich schnell stark bin, tut es weniger weh.


2. Die Verdrängung

In den Wochen danach wurde ich stiller. Ich lächelte, wenn andere sagten: „Du bist jung, du kannst ja nochmal schwanger werden.“
Ich nickte, obwohl mir ihr Mitgefühl wie Salz in einer offenen Wunde vorkam.

Ich ging schnell wieder arbeiten. Ich wollte mein altes Leben zurück. Nur: Das alte Leben gab es nicht mehr.

Mein Mann und ich redeten kaum. Er wollte helfen, ich wollte vergessen. Wir verloren uns, Stück für Stück.
Unsere Ehe zerbrach.
Ich dachte, wenn ich die Tür zur Trauer fest verschließe, kann ich weitergehen. Doch das Gegenteil war der Fall.


3. Die Jahre dazwischen

Ich habe funktioniert. Ich war zuverlässig, freundlich, fleißig – aber leer. Ich war umgeben von Leben, aber innerlich abgestorben.
Ich lächelte auf Fotos, lachte auf Geburtstagen, aber nachts lag ich wach und fühlte nur Stille.

Manchmal stellte ich mir vor, wie alt Matteo jetzt wäre. Wie er klingen würde, wenn er „Mama“ sagt. Ich verdrängte es schnell wieder – weil es zu weh tat.

Zehn Jahre vergingen. Und dann kam der Tag, der alles veränderte.


4. Der Wendepunkt

Am zehnten Todestag von Matteo stand ich zum ersten Mal wieder an seinem Grab.
Ich hatte eine weiße Rose in der Hand. Die Sonne schien, und ich spürte, wie mir die Tränen kamen – nach so vielen Jahren.

Da war keine Scham mehr, keine Kontrolle, nur Trauer. Echte, rohe Trauer. Ich blieb eine Stunde dort. Vielleicht länger.

Ein paar Wochen später las ich online von einer Trauergruppe für Sterneneltern.
Etwas in mir sagte: Geh hin.
Ich hatte Angst – vor dem, was aufbrechen könnte. Aber ich ging. Und das war der Anfang meiner Heilung.

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5. Der Weg durch die Trauer

In der Gruppe saßen Menschen, die ich nicht kannte – und doch fühlte ich mich zum ersten Mal verstanden.
Ich hörte Geschichten, die meiner glichen, und spürte: Ich bin nicht allein.
Zum ersten Mal sprach ich über Matteo. Über die Geburt, die Stille, die Schuldgefühle.
Ich weinte. Und es war befreiend.

Nach jedem Treffen ging ich etwas leichter nach Hause. Nicht, weil der Schmerz verschwand – sondern, weil ich ihn endlich teilen durfte.

Ich begann, Matteo in mein Leben einzuladen.
Ich stellte wieder ein Foto von ihm auf.
Ich zündete Kerzen an.
Ich schrieb ihm Briefe.

Und langsam kam etwas zurück, das ich verloren geglaubt hatte: Frieden.


6. Die Integration – Liebe, die bleibt

Ich habe keine weiteren Kinder bekommen. Lange war das ein schmerzhaftes Thema. Heute weiß ich: Muttersein hört nicht mit dem Tod auf. Matteo hat mich zur Mutter gemacht – und er bleibt mein Kind, immer.

Vor zwei Jahren begann ich, ehrenamtlich in einem Kinderheim zu arbeiten.
Am Anfang dachte ich, ich könnte das nicht – zu viele Erinnerungen, zu viele Kinderarme, die mich an ihn erinnern.
Doch genau dort fand ich etwas, das ich verloren hatte: Freude.

Wenn die Kinder lachen, fühle ich, wie das Leben durch mich hindurchfließt.
Ich sehe Matteo in ihren Gesichtern – und statt Schmerz empfinde ich Liebe.


7. Rückblick und Erkenntnis

Heute, 13 Jahre nach Matteos Geburt, weiß ich:
Trauer braucht Zeit. Und Mut.
Ich wünschte, ich hätte ihn früher gefunden – aber vielleicht musste mein Weg genau so verlaufen.

Ich habe gelernt, dass Verdrängung kein Schutz ist. Sie friert alles ein – auch das Leben, die Freude, die Liebe.
Erst als ich mich meiner Trauer stellte, konnte ich wieder wirklich fühlen.

„Manchmal glaube ich, Matteo hat mich dorthin geführt, wo ich heute bin – zu mir selbst, zu einem Leben, das wieder leuchtet.“ – Petra, Sternenmama


Fazit

Trauer verändert uns. Sie nimmt uns nicht nur etwas, sie verwandelt uns auch – manchmal langsam, manchmal leise.

Petra zeigt mit ihrer Geschichte, dass es nie zu spät ist, sich dem Schmerz zuzuwenden.
Denn dort, wo Trauer sein darf, entsteht Raum für Frieden – und für ein neues Leben, in dem Liebe bleibt.

💜 Dein Sternenkind geht nicht verloren, wenn du weiterlebst. Es bleibt in deinem Herzen – für immer.


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Wie bleibe ich im Kontakt, wenn die Trauer Jahre dauert?