Wenn Großeltern selbst trauern – doppelte Last für die Familie

Wenn ein Sternenkind geboren wird, verändert das das Leben der ganzen Familie – nicht nur von Mutter und Vater. Auch Großeltern sind betroffen. Sie hatten sich vielleicht auf ihr erstes Enkelkind gefreut, den Kinderwagen ausgesucht, das Strampelchen gestrickt. Und plötzlich ist da Stille, Schmerz und Leere.

Für Großeltern bedeutet das eine doppelte Trauer: Sie trauern um das Enkelkind, das sie nie kennenlernen durften. Gleichzeitig müssen sie zusehen, wie ihre eigenen Kinder leiden – und fühlen sich oft hilflos.

In diesem Artikel geht es darum, wie Großeltern ihre eigene Trauer anerkennen können, ohne sich schuldig zu fühlen, und wie sie zugleich eine Stütze für die Familie sein können.

Auch die Großeltern vermissen ihr Enkelkind - und machen sich Sorgen um ihre eigenen Kinder

Die doppelte Trauer von Großeltern

1. Trauer um das Enkelkind

Ein Enkelkind ist ein Versprechen der Zukunft. Mit der Schwangerschaft wächst auch bei Großeltern die Vorfreude. Sie träumen davon, das Baby im Arm zu halten, Geschichten zu erzählen, im Garten zu spielen. Stirbt das Kind, brechen diese Hoffnungen weg.

Manche Großeltern fühlen sich ihrer Generation nach nicht mehr berechtigt, so stark zu trauern. Doch auch ihre Liebe ist echt – und damit auch ihr Schmerz.

2. Trauer um die eigenen Kinder

Gleichzeitig erleben sie, wie ihre Tochter oder ihr Sohn zerbricht. Dieses Mitleiden kann noch schwerer wiegen als der eigene Schmerz. Viele Großeltern sagen: „Es zerreißt mir das Herz, meine Tochter so leiden zu sehen.“

Die Hilflosigkeit ist groß: Wie kann man trösten, wenn das Unfassbare geschehen ist?

Die Rolle der Großeltern in den ersten Wochen

Nähe und Zurückhaltung zugleich

Eltern nach einer stillen Geburt brauchen beides: Raum für ihre eigene Trauer – und Unterstützung. Großeltern stehen hier in einem Balanceakt: präsent sein, aber nicht aufdrängen.

Hilfreich sind kleine Gesten:

  • eine warme Mahlzeit bringen

  • die Wohnung in Ordnung halten

  • ein offenes Ohr anbieten, ohne zu drängen

Die eigenen Gefühle nicht verstecken

Viele Großeltern meinen, sie müssten stark sein, „um der Kinder willen“. Doch Trauer darf sichtbar sein – auch für die nächste Generation. Es ist entlastend für Eltern, wenn sie merken: Sie sind nicht die einzigen, die trauern.

Typische Gefühle von Großeltern

  • Hilflosigkeit: „Ich wünschte, ich könnte das Leid wegnehmen.“

  • Schuld: „Habe ich etwas falsch gemacht? Hätte ich mehr helfen sollen?“

  • Wut: auf das Schicksal, auf die Ungerechtigkeit.

  • Einsamkeit: weil der Fokus meist auf den Eltern liegt.

Alle diese Gefühle sind normal. Sie verdienen Anerkennung und dürfen einen Platz haben.

Wie Familien gemeinsam trauern können

  • Eltern und Großeltern trauern oft unterschiedlich. Wichtig ist, offen über Bedürfnisse zu sprechen:

    • Eltern dürfen sagen: „Bitte fragt nicht jeden Tag, wie es uns geht.“

    • Großeltern dürfen sagen: „Auch wir vermissen unser Enkelkind.“

    • Kerzen anzünden zum Gedenken.

    • Gemeinsamer Besuch am Grab oder Erinnerungsbaum.

    • Ein Fotoalbum oder eine Erinnerungsbox, in der auch Großeltern etwas beisteuern.

  • Wenn Geschwisterkinder da sind, können Großeltern eine besondere Rolle übernehmen: Sie schenken Stabilität und Nähe, wenn die Eltern von Trauer überwältigt sind.

Meine Mutter hat einen Brief an ihre Enkelin geschrieben und in die Erinnerungsbox gelegt. Das hat uns gezeigt: Unsere Tochter bleibt Teil der ganzen Familie.
— Sina, Sternenmama

Unterstützung für Großeltern selbst

Großeltern brauchen ebenfalls Orte, an denen sie ihre Trauer ausdrücken dürfen – unabhängig von ihrer Rolle als Unterstützer.

  • Selbsthilfegruppen: Manche Vereine bieten Gruppen oder Trauer-Cafés an Nachmittagen speziell für Großeltern an.

  • Trauerbegleitung: Gespräche mit Seelsorge oder Trauerbegleiter:innen entlasten.

  • Eigene Rituale: Ein Sternenlicht im Fenster, ein persönliches Tagebuch, ein Spaziergang zum Erinnerungsbaum.

Es ist wichtig, dass Großeltern sich nicht selbst vergessen – sie dürfen sich um ihr eigenes Herz kümmern.

Fazit

Großeltern tragen eine doppelte Last: Sie trauern um ihr Enkelkind und um die eigenen Kinder, die leiden. Doch wenn ihre Trauer Raum bekommt, kann daraus auch eine besondere Stärke wachsen.

💜 Großeltern sind nicht nur stille Begleiter, sie sind Teil der Geschichte des Sternenkindes. Indem sie ihre Liebe zeigen – in Worten, Gesten und Ritualen – helfen sie, das Kind in Erinnerung zu halten und die Familie zu tragen.

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