Folgeschwangerschaft: Ein Regenbogenbaby als neue Hoffnung
Nach dem Sturm kommt manchmal ein Regenbogen.
Viele Sterneneltern erleben irgendwann den Wunsch, noch einmal Leben zu spüren – und doch ist dieser Wunsch begleitet von Angst, Unsicherheit und einem tiefen Respekt vor dem, was war.
Eine Folgeschwangerschaft nach einer stillen Geburt ist keine „zweite Chance“. Sie ist ein neuer, eigenständiger Weg – einer, der Liebe, Trauer, Hoffnung und Angst zugleich in sich trägt.
Der Wunsch nach einem neuen Leben
Für viele Eltern wächst mit der Zeit das Bedürfnis, wieder Hoffnung zu spüren, neues Leben zu schenken, die Liebe weiterzugeben.
Doch dieser Wunsch ist oft ambivalent.
„Ich wollte wieder schwanger werden, aber gleichzeitig hatte ich panische Angst, dass es wieder passiert.“ – Sternenmama
Es ist wichtig zu wissen:
Der Wunsch nach einem neuen Kind bedeutet nicht, dass man das Sternenkind vergisst.
Eine neue Schwangerschaft ist keine „Ersatzgeschichte“, sondern ein Zeichen von Vertrauen in das Leben.
Jede Familie hat ihr eigenes Tempo – es gibt kein „zu früh“ oder „zu spät“.
Zwischen Hoffnung und Angst – die Gefühlsachterbahn
Die ersten Wochen einer Folgeschwangerschaft sind oft von Widersprüchen geprägt:
Freude über die Schwangerschaft – und gleichzeitig Angst, das Baby zu verlieren.
Viele Eltern berichten von einem ständigen inneren Wechsel: Hoffnung, dann Panik, dann wieder Liebe. Ultraschalltermine werden zu Bewährungsproben, Bewegungen des Babys zu Zeichen des Lebens – aber auch zu Momenten der Sorge.
💜 Diese Gefühle sind normal. Sie zeigen, wie tief die Erfahrung des Verlusts das Vertrauen in den Körper und das Leben erschüttert hat.
Typische Gedanken in dieser Zeit:
„Ich traue mich nicht, mich zu freuen.“
„Ich habe Angst, dass ich mich zu sehr binde.“
„Ich will das Kind schützen, aber ich kann es nicht kontrollieren.“
All diese Gedanken sind Ausdruck von Liebe – Liebe, die vorsichtig geworden ist.
Was in dieser Zeit helfen kann
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Eine Folgeschwangerschaft braucht besondere Fürsorge – medizinisch, emotional und seelisch.
Suche dir eine Hebamme oder Ärztin, die Erfahrung mit Sterneneltern hat.
Sprich offen über deine Ängste – auch bei Vorsorgeterminen.
Manche Kliniken bieten spezielle Regenbogen-Sprechstunden oder Verlustbegleitungen an.
„Meine Hebamme wusste, dass ich bei jedem Ultraschall gezittert habe. Sie nahm sich Zeit – das war unbezahlbar.“
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Trauer und Hoffnung können gleichzeitig existieren. Eine psychologische Begleitung, Trauergruppe oder Gespräche mit anderen Sterneneltern können helfen, diese Spannungen auszuhalten.
Manchmal ist es entlastend, das Sternenkind bewusst in die Schwangerschaft einzubeziehen – zum Beispiel mit einem Schmuckstück, einer Kerze oder einem Symbol, das beides verbindet: das Kind, das gegangen ist, und das Kind, das unterwegs ist.
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Rituale können Halt geben – gerade in einer emotional aufgeladenen Zeit.
Eine Kerze für das Sternenkind bei jedem Ultraschalltermin.
Ein kleines Stofftier, das beide Kinder verbindet.
Eine „Regenbogenkette“ oder ein Armband mit zwei Anhängern: einem Stern und einem Regenbogen.
Solche Symbole helfen, beide Kinder im Herzen zu halten – ohne das eine durch das andere zu ersetzen.
Die Geburt des Regenbogenbabys
Wenn das Regenbogenbaby geboren wird, mischen sich Erleichterung, Glück und Wehmut.
Viele Eltern berichten, dass die Freude zunächst zögerlich war – zu groß die Angst, sie zu verlieren.
Doch mit jedem Atemzug, jedem Laut wächst das Vertrauen.
„Als ich meinen Sohn das erste Mal im Arm hielt, hatte ich Tränen in den Augen – vor Freude, aber auch vor Trauer. Ich wusste: Seine Schwester hat uns hierher geführt.“ – Sternenmama eines Regenbogenbabys
Auch nach der Geburt darf die Trauer um das Sternenkind Teil der Familie bleiben. Manche Eltern spüren sie in besonderen Momenten: bei ersten Geburtstagen, beim Anblick der Geschwister, in stillen Nächten.
Das ist kein Widerspruch – sondern Ausdruck tiefer Liebe.
Das Regenbogenkind und das Sternenkind – zwei Geschichten, ein Herz
Viele Eltern fragen sich: Wie spreche ich später mit meinem Regenbogenkind über sein Geschwisterchen im Himmel?
Kinder spüren sehr früh, dass es jemanden gibt, der fehlt. Offenheit – in einfacher, kindgerechter Sprache – hilft, dass das Sternenkind selbstverständlich Teil der Familiengeschichte bleibt.
💬 „Du hast ein Geschwisterchen im Himmel, das uns sehr wichtig ist. Es hat uns gezeigt, wie stark Liebe sein kann.“
Manche Familien gestalten ein gemeinsames Ritual:
Ein Bild mit beiden Kindern, verbunden durch einen Regenbogen.
Ein Stern mit beiden Namen.
Eine Geschichte oder ein Lied, das beides vereint.
So bleibt das Sternenkind liebevoll präsent – als unsichtbare, aber spürbare Verbindung.
Wenn Angst bleibt
Auch nach der Geburt des Regenbogenbabys kann die Angst bleiben – um das Kind, um das Leben, um die Zukunft. Das ist normal.
Verlusterfahrungen hinterlassen Spuren im Nervensystem.
💡 Hilfe kann sein:
Gespräche mit Therapeut:innen oder Hebammen mit Erfahrung in perinataler Trauer.
Körperarbeit wie Yoga, Atemübungen, Meditation.
Austausch mit anderen Eltern, die ähnliches erlebt haben.
Heilung bedeutet nicht, dass die Angst verschwindet – sondern, dass sie dich nicht mehr lähmt.
Fazit
Ein Regenbogenbaby ist kein Neuanfang – es ist ein weiterer Anfang.
Nach dem Sturm kommt Licht, das nicht alles repariert, aber alles wärmt.
Die Trauer um das Sternenkind bleibt – doch sie darf neben der Freude existieren.
In jedem Lächeln, jedem Atemzug und jeder Umarmung schwingt beides mit: Verlust und Liebe.
🌈 Das ist die Wahrheit der Regenbogeneltern:
Aus Schmerz wächst Mitgefühl. Aus Angst wächst Stärke. Und aus dem Regen nach dem Sturm – ein neues Licht.

