Begleitung bei stiller Geburt – Interview mit einer Hebamme
Eine stille Geburt ist für Eltern ein unbeschreiblich schmerzhafter Moment. Mitten in dieser Ausnahmesituation sind Hebammen oft die ersten Menschen, die Mutter, Vater und Sternenkind begleiten. Sie sind da, wenn Eltern ihr Kind zum ersten Mal und vielleicht auch zum letzten Mal im Arm halten.
Um einen Einblick zu geben, haben wir mit Hebamme Laura Berger gesprochen. Seit vielen Jahren begleitet sie Frauen und Familien in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – und besonders auch in den schweren Momenten, wenn ein Kind still geboren wird.
Im Interview mir Hebamme Laura - sie spendet den Familien Trost
„Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Alles, was Eltern tun oder nicht tun, ist Ausdruck ihrer Liebe.“
Frage: Frau Berger, wie erleben Sie die Begleitung von Eltern bei einer stillen Geburt?
Laura Berger:
Es ist eine sehr besondere Form der Geburt. Für die Eltern bricht eine Welt zusammen – und trotzdem geschieht ein Prozess, der körperlich ganz ähnlich ist wie bei einer lebenden Geburt. Mein Anliegen ist es, den Eltern in dieser schweren Zeit so viel Würde, Liebe und Ruhe wie möglich zu schenken. Es geht nicht nur um medizinische Betreuung, sondern um einfühlsame Begleitung.
Frage: Welche Aufgaben hat eine Hebamme in dieser Situation?
Laura Berger:
Zum einen natürlich die medizinische Betreuung: Wehenbegleitung, Schmerzmanagement, Kontrolle des körperlichen Verlaufs. Aber mindestens ebenso wichtig ist die emotionale Präsenz. Ich versuche, den Eltern den Raum zu geben, selbst zu entscheiden: Möchten sie ihr Kind sehen, halten, fotografieren, Erinnerungen schaffen?
Meine Rolle ist, sie zu ermutigen – nicht zu drängen. Manchmal sagen Eltern zuerst „nein“ und spüren später doch den Wunsch. Dann bin ich da, um es möglich zu machen.
Frage: Wie können Eltern ihr Sternenkind verabschieden?
Laura Berger:
Es gibt viele kleine Gesten, die helfen:
Das Kind in eine Decke wickeln.
einen Abdruck von Hand oder Fuß machen.
Fotos aufnehmen, vielleicht gemeinsam mit Geschwistern oder Angehörigen.
Ein kleines Kleidungsstück aussuchen.
Diese Erinnerungen sind später oft ein großer Schatz. Viele Eltern sagen: „Das Foto oder der Handabdruck hat uns geholfen, unser Kind sichtbar zu halten.“
Frage: Manche Eltern haben Angst, ihr Kind nach der Geburt zu sehen. Was raten Sie?
Laura Berger:
Diese Angst ist verständlich. Ich sage dann: „Ihr dürft entscheiden. Und ihr dürft es auch ausprobieren.“ Manchmal zeige ich zuerst die kleinen Füße oder eine Hand. Die meisten Eltern sind später sehr dankbar, dass sie diesen Moment erlebt haben.
Wichtig ist: Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Alles darf sein.
Frage: Wie begleiten Sie die Eltern im Wochenbett nach einer stillen Geburt?
Laura Berger:
Das Wochenbett gibt es auch nach einer stillen Geburt. Die Mutter hat vielleicht Geburtsverletzungen, Milcheinschuss, Wochenfluss – all das braucht Betreuung. Ich schaue nach körperlicher Heilung, bespreche Möglichkeiten zum Abstillen, gebe Tipps zur Rückbildung.
Aber vor allem bin ich auch seelisch da. Ich frage nach Erinnerungsritualen, spreche über Gefühle, höre zu. Manche Familien brauchen nur wenige Besuche, andere wünschen längere Begleitung.
Frage: Was wünschen Sie sich von Angehörigen und Freunden der Eltern?
Laura Berger:
Dass sie das Sternenkind anerkennen. Dass sie den Namen nennen, eine Karte schreiben, Hilfe im Alltag anbieten. Oft höre ich von Eltern: „Alle haben geschwiegen, das hat so wehgetan.“ Da wünsche ich mir mehr Offenheit, auch wenn es schwerfällt.
Frage: Welche Botschaft möchten Sie Sterneneltern mitgeben?
Laura Berger:
Ihr habt das Recht, eure Trauer zu leben. Ihr dürft Erinnerungen schaffen, ihr dürft weinen und lachen. Euer Kind gehört zu euch – für immer. Und ihr müsst diesen Weg nicht alleine gehen. Hebam
Fazit
Hebammen sind in den schwersten Momenten nach einer stillen Geburt wichtige Begleiterinnen. Sie schenken Eltern Raum, Entscheidungen in ihrem Tempo zu treffen, und helfen, Erinnerungen zu bewahren. Auch nach der Geburt stehen sie an der Seite der Familie – mit medizinischer und seelischer Unterstützung.
💜 Die Botschaft von Hebamme Laura Berger: „Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Alles, was Eltern tun oder nicht tun, ist Ausdruck ihrer Liebe.“

