Orientierung im Krankenhaus nach Diagnose fehlender Herzschlag: Optionen, Rechte, Selbstfürsorge

Dieser Text richtet sich an Mütter und Väter in den ersten Stunden nach der Diagnose “kein Herzschlag mehr beim ungeborenen Baby”. Er ersetzt keine medizinische Beratung. Er hilft Dir, klar zu sehen und Entscheidungen Schritt für Schritt zu treffen. Du bist nicht allein auf diesem Weg.

 

Was jetzt wichtig ist

Die Nachricht trifft oft wie ein Schock. Nichts muss „gleich funktionieren“. Du darfst anhalten, atmen, fragen.

Deine Rechte in der Klinik – kurz & klar

  • Verständliche Aufklärung: Lass Dir Diagnose, Optionen und Risiken in einfachen Worten erklären. Bitte um Wiederholung und um eine kurze Zusammenfassung.

  • Mitsprache: Frage nach Alternativen. Sag, was Dir wichtig ist.

  • Einsicht & Kopien: Du kannst Berichte, Befunde und Einwilligungen einsehen und Kopien anfordern.

  • Begleitung: Bitte darum, dass Deine Begleitperson bei Gesprächen und – wenn möglich – bei Eingriffen oder im Kreißsaal dabei sein darf.

Zeitinseln schaffen

Bitte um ein paar Minuten Ruhe. Trinke etwas. Notiere Fragen. Wenn es Dir hilft, bitte das Team um einen stillen Raum. Wir sind hier, um Dich zu stärken – nicht zu drängen.

Medizinische Optionen – laienverständlich erklärt

Welche Option passt, hängt von Schwangerschaftswoche, Befunden und Deinen Wünschen ab. Stelle ruhig jede Frage, die Dir in den Sinn kommt.

Frühe Wochen (oft 1. Trimester)

  • Abwarten (Expectant Management): Der Körper stößt das Gewebe selbst ab. Dauert mitunter Tage bis Wochen. Kontrolltermine sind wichtig.

  • Medikamentöse Behandlung: Oft in zwei Schritten. Ziel: den Prozess planbarer machen. Rechne mit Blutungen und krampfartigen Schmerzen; das Team erklärt Dir, was normal ist und wann Du Hilfe holen sollst.

  • Operative Behandlung (Ausschabung/Vakuumaspiration): Kurz und planbar im OP. Besprich Narkose, Risiken und Nachsorge.

Spätere Wochen / „stille Geburt“

Ab einer fortgeschrittenen Schwangerschaft wird meist die Einleitung der Geburt empfohlen.
Besprich:

  • Ablauf & Dauer der Einleitung

  • Schmerztherapie: z. B. PDA, Medikamente, nicht-medikamentöse Maßnahmen

  • Begleitung & Abschied: Wer darf bei Dir sein? Möchtest Du Erinnerungen schaffen (Name, Fotos, Abdrücke)? Nur, wenn es sich stimmig anfühlt – auch später möglich.

Merksatz: Du darfst sagen, was Du brauchst. Du darfst Dir Zeit nehmen, soweit medizinisch möglich. Die Liebe bleibt.

Begleitung & Partner:innen – gemeinsam entscheiden

  • Bei Gesprächen dabei: Bitte darum, dass Ihr gemeinsam aufgeklärt werdet.

  • Notizen & Fragen: Schreibt mit. Gute Leitfragen: Was bedeutet das konkret? Welche Vor- und Nachteile? Wie dringend ist es medizinisch?

  • Rollen klären: Wer telefoniert wen an? Wer organisiert Kleidung, Ladekabel, Snacks? Kleine Aufgaben geben Halt.

  • Unterstützung holen: Hebamme, Klinikseelsorge, Psycholog:in, Sozialdienst – bitte das Team, Euch jemanden zu rufen.

Selbstfürsorge in der Akutsituation

Für den Körper

  • Atmen: 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus. Fünfmal.

  • Wärme & Trinken: Decke, warme Socken, kleine Schlucke Wasser oder Tee.

  • Schmerz & Übelkeit: Sag sofort Bescheid. Linderung ist möglich.

  • Brust & Milch: Nach späterem Verlust kann Milch einschießen. Kühlung, stützender BH; sprich über medikamentöse Hemmung, wenn Du das möchtest.

Für Herz & Kopf

  • Stop-Taste: Erbitte 10–15 Minuten vor einer Entscheidung, wenn es nicht akut eilig ist.

  • Mini-Kontakt: Hand halten, Blickkontakt, leise Worte.

  • Rituale – nur wenn es gut tut: Ein Name, ein kurzer Brief, ein Stoffstück als Erinnerung. Du kannst auch später entscheiden.

Akut-Checkliste (kurz)

Hinweis: Diese Liste steht als PDF zum Herunterladen bereit.

  1. Begleitperson informieren und – wenn möglich – dabeihaben.

  2. Aufklärung in Ruhe erbitten: Ablauf · Optionen · Risiken – um verständliche Worte bitten.

  3. Dringlichkeit klären: Was muss heute passieren, was kann warten?

  4. Entscheidung treffen – ohne Druck, soweit medizinisch vertretbar.

  5. Schmerzoptionen besprechen (inkl. PDA/Narkose) und dokumentieren.

  6. Begleitung & Privatsphäre ansprechen (wer darf wann bei Dir sein?).

  7. Erinnerungen überlegen: Fotos, Abdrücke, Name – nur wenn es sich richtig anfühlt.

  8. Unterlagen/Kopien anfordern (Befund, Einwilligungen, Arztbrief).

  9. Kontaktperson im Team festlegen (wer ist erreichbar, wie?).

  10. Nächste 48 Stunden skizzieren: Ruhe, Begleitung, Ansprechperson, ggf. Schmerzmittel/Stillberatung.

CTA: Akut-Checkliste (PDF) herunterladen

FAQ – häufige Fragen in den ersten Stunden

Muss ich sofort entscheiden?
Nicht immer. Frag: Wie dringend ist es medizinisch? Bitte um eine kurze Pause und eine klare Zusammenfassung.

Darf mein:e Partner:in dabeibleiben?
In vielen Kliniken ja. Bitte aktiv darum – bei Gesprächen, im Kreißsaal, bei Eingriffen, soweit erlaubt.

Welche Schmerzoptionen gibt es?
Von Tabletten über Infusionen bis zur PDA. Sag offen, wovor Du Angst hast und was Dir wichtig ist. Das Team stellt eine passende Linderung zusammen.

Was bedeutet „stille Geburt“?
Eine Geburt, bei der das Baby bereits verstorben ist. Sie findet meist nach Einleitung statt. Du bekommst medizinische und emotionale Begleitung.

Kann ich meine Unterlagen sehen?
Ja. Du kannst Einsicht in Befunde nehmen und Kopien erhalten. Frag nach digitaler Bereitstellung oder Ausdruck.

Milcheinschuss – was hilft?
Kühlen, stützender BH, Ruhe. Bitte um ärztliche Beratung zur Hemmung, wenn Du das wünschst – und um Still-/Laktationsberatung, falls verfügbar.

Weiterführende Inhalte (interne Verlinkungen)

  • Dein Weg → Erste Tage: Medizinisches & Organisatorisches in Ruhe planen
    /dein-weg/erste-tage

  • Wissen & Hilfe → Patientenrechte: Aufklärung, Einsicht, Begleitung – verständlich erklärt
    /wissen-hilfe/patientenrechte

  • Erinnerungen & Rituale: Abschiedsideen, Fotos, Hand-/Fußabdrücke, kleine Rituale
    /erinnerungen-und-rituale

Wenn es sich stimmig anfühlt: Sprich den Namen Deines Kindes. Die Liebe bleibt.

Zurück
Zurück

Was passiert im Körper nach einer stillen Geburt?